Mother nature
Zeitenwende

Die Engel der Veränderung ziehen über das Land 

Ein Lied aus der Nacht

Eine fast schlaflose Nacht. Unser Austausch in der Tempelgruppe gestern. Der Schock sitzt tief in meinen Eingeweiden. Wo sollte er auch sonst sitzen, außer dort, wo ich eingeweiht bin. Mich selbst eingeweiht habe. In zwei langen Jahren. Zwei Jahre sind es schon. Zwei Jahre voller Hoffen und Bangen. Zwei Jahre, in denen die Engel der Veränderung über die Erde ziehen. Zwei Jahre des erzwungenen intensiven Lernens. Zwei Jahre tiefer Einblicke in Bereiche, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren. Und es eigentlich auch nicht wissen wollte. Zwei Jahre Ent-Täuschung. Enttäuschung, die tiefer geht und größer ist, als ich es mir je hätte vorstellen können. Zwei Jahre, in denen ich neue Informationen aufnahm, prüfte, wieder verwarf, die Essenz daraus eliminierte, mich vertraut machte, in die Welt hinaus rief, zum Schweigen gebracht wurde, neue Wege suchte,  mich selbst zum Schweigen brachte, mitnehmen wollte, gegen Mauern rannte, in Dornengebüsch fiel, mir Hände und Gesicht zerkratzte …

… Freunde verlor … 

… zuerst nur in der inneren Wahrnehmung, der ich nicht glauben wollte, in die ich mich flüchtete, wieder verstieß, mich daran festhielt, heulend, schreiend, nicht fühlen, nicht spüren, nicht seien wollend. Um dann aufzugeben. Nachzulassen. Mich auf meinen Knien wiederfindend. Gewaschen, gespült, geschleudert. 

Ausgewrungen.

Wer bin ich? Nicht mehr die, die ich mal war. 

Das gehört so. Das ist normal. Change is a constant process, stability is an illusion. Seit 20 Jahren begleitet mich dieser Ausspruch von Insoo Kim Berg. Nie erschien er mir so wahr wie in dieser Zeit der Wirrungen und Weigerungen. Der unglaublichen Auswirkungen. 

Die Engel der Veränderung ziehen über das Land. 

Die Kluft ist so groß. Ich kann sie nicht mehr überbrücken. Ich sehe sie und inzwischen achte ich sie. Ist sie doch nicht nur Ausdruck unseres Auseinanderdriftens, sondern auch tiefe Achtung für meinen bisherigen Weg. Ihr geht eueren Weg, ich meinen. Haben wir diese Wege gewählt? Eine Frage, die ich nicht beantworten kann; oder möchte ich es nicht? 

Du stehst dort drüben, ich hier. Du wirkst klein, so weit von mir entfernt. Mein Herz ist warm und offen. Meine Liebe begleitet dich auf deinem Weg. Ich akzeptiere, dass es für dich die gleiche Anstrengung wäre diese tiefe Schlucht zu überwinden, wie für mich. 

Ich akzeptiere, dass die Schlucht, hier, an dieser Stelle, nicht überwunden werden kann. 

Ich ehre die Schlucht zwischen uns. 

Ich verbeuge mich tief. 

Dezember 2021

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