Das Labyrinth ist aus vielen Traditionen bekannt. So war es auch bei den Hopi ein Weg in die Ganzheitlichkeit von Körper und Seele.
Der Entschluss ein Labyrinth zu begehen, ist auch der Entschluss sich der eigenen Spiritualität zu stellen, vielleicht sich ihr zu nähern, sich ihr auszusetzen und sich von ihr durchdringen zu lassen.
Wenn du bereit bist ein Labyrinth zu begehen, überschreitest du eine Schwelle. Und ja, es ist hilfreich tatsächlich eine echte Schwelle zu überschreiten. Das kann ein Ast, ein Stein, ein mit dem Fuß gezogener Strich sein. Damit gibst du dir und allen deinen Seelenanteilen einen klaren Impuls in Richtung, ab jetzt betrifft mich alles ganzheitlich. Meinen Körper, meinen Geist und meine Seele‘. Alles was nun geschieht hat Bedeutung. Denn der Gang ins Labyrinth ist, wie die Hopi sagen, „ein Weg nach innen, der nach außen führt“.
In der Welt in der wir leben, richten wir häufig unsere Energie ganz auf das Außen. Auf unsere Leistungen, die Gestaltung unseres Lebens, Freizeit. Wir identifizieren Probleme, die wir lösen wollen und das Glück, das wir darüber zu erreichen glauben. Fühlen wir uns glücklich, sind die Impulse, die aus unserem Inneren kommen angenehm. Sind die Impulse von innen weniger angenehm, glauben wir im Außen etwas verändern zu müssen. Dieses Innen-Außen Verständnis unseres Wesens ist verbreitet, oft jedoch nicht hilfreich. Meist versuchen wir unser Inneres zu meiden, sitzen dort doch auch die Monster unserer Vergangenheit. Unsere Ängste und Unzulänglichkeiten, unsere Hilflosigkeit, unser Zweifel und unsere Wut.
Das Labyrinth führt uns nach innen. Wir gehen über die Schwelle und erlauben unserer Spiritualität ihren Platz in unserem Leben einzunehmen. Dadurch nehmen wir unseren Sitz im Kreis derer ein, die auf diesem Weg sind. Alles was uns jetzt begegnet, findet seinen Widerhall sowohl im Innen, wie im Außen.
Die Mitte scheint das Ziel zu sein, das wir erreichen wollen. Der Weg führt uns zu Beginn fast zur Mitte, wir sehen sie vor uns, dann dreht sich der Weg und wendet sich weg von der Mitte. Wir verlieren sie aus dem Blick, manchmal auch aus unserem Gewahrsein. Jetzt sind wir auf dem Weg und während wir gehen, bleibt unser Blick an Dingen im Außen hängen oder es steigen Gefühle aus unserem Inneren auf, Gedanken, Erinnerungen. Wir verbinden das Außen mit dem Innen und plötzlich bekommt alles Sinn, ein Lächeln taucht auf und etwas in uns versteht.
Bei den Hopi heißt das Labyrinth ‚Tapuat‘, was auch das Wort für Mutter Erde ist. Man kann das in etwa so deuten: Der Mensch geht über die Erde, um sich selbst zu finden. Er kommt durch den Leib seiner Mutter hierher, lebt sein Leben mit allen Wendungen und Drehungen und dem Begehren, sich selbst zu finden. Am Ende des Lebens verlässt er die Erde wieder.
Das wirft in mir die Frage auf, was geschieht mit all den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen? Mit der Weisheit, die entstanden ist? Ist sie am Ende einfach weg? In der Natur wird letztlich nichts verschwendet. Alles was gelebt hat und gestorben ist, gibt seine Energie zurück zur Mutter, die sie nutzt, um neues Leben daraus zu erschaffen. Auf Humus wächst alles besser. Wieso sollte das auf der spirituellen Ebene anders sein? Also stelle ich mir einen großen Suppentopf vor, in dem wir alle schwimmen und der unsere Erfahrungen, unsere Erkenntnisse und auch unsere Irrtümer und Weisheiten aufnimmt und allen zur Verfügung stellt.