Es ist Mitternacht, als ich erwache. Auf meinen Bronchien, in meinen Nebenhöhlen sind Schichten von Schleim, zäh. Sehr zäh. Nach wenigen Versuchen des Abhustens, stehe ich auf, wie jetzt schon in so vielen Nächten zuvor. Wasser im Wasserkocher erhitzen, Brett und Topf auf den Tisch, Minze in den Topf, das Wasser darüber, ein Handtuch über den Kopf und den heißen, brennenden Dampf einatmen. Nach circa zehn Minuten fühlt sich alles besser an. Gelöster, ich kann wieder atmen. Trockene Kleidung und mit dem Vernebler ins Bett legen. Sobald ich ihn aktiviere, wird Amy wach, hebt Kopf und Ohren und im nächsten Moment ist sie weg. Katzen können Ultraschalltöne hören! Sie kommt erst wieder, als der Vernebler im Kühlschrank verschwunden ist.
Ich möchte jetzt schlafen, merke jedoch schnell, wie kalt mir ist. Also wieder Schüttelfrost. Ich erhitze wieder Wasser, erneuere die Wärmflaschen und messe Temperatur. 38,5. Steigend. Das ist gut! Die Vitamin C Infusion von Eike heute, zeigt also Wirkung. Mein Körper brennt wieder.
Annahme. Hingabe. Vor der Veränderung steht immer die Annahme der Situation. Nur von diesem Punkt aus kann es weiter gehen.
Die ganze Zeit spüre ich diese absolute Reduktion auf die Körperlichkeit. Auf eine drängende Körperlichkeit, die keine anderen Aspekte zulässt. Es gibt einen klaren Vordergrund, eine Prioritätenliste, die ich nicht bewusst schrieb. Etwas in mir schrieb sie. Ein uraltes Programm, das autonom reagiert und handelt. Es ist dieser Körper mit seiner unendlichen Weisheit. Dieser Körper, der mit 100 prozentiger Sicherheit weiß, was zu tun ist und der alles, wirklich alles tut, um dieses Menschwesen das ich bin, zu heilen, die organische Ordnung des “in mir“ und “im Außen sein“, hervortreten zu lassen und erneut eine lebendige Balance des Miteinanders zu gebären.
Mein Kopf überlässt das Heilen dem Körper. (Als sei er nicht Körper, thront er abgeschnitten irgendwo weit oben und versucht die Welt in Objekte zu unterteilen). Er geht andere Wege. Er analysiert, zerlegt, sucht nach Erklärungen wieso ich krank bin, wieso ich keine Luft bekomme, und, und, und.
Die beruhigende Stimme in mir kommt nicht aus meinem Kopf. Sie kommt aus einer alten Tiefe, lässt die Holle oder Hel, Baba Yaga, Medusa, Lilith zu Wort kommen. All die alten körperlichen Göttinnen, von denen das Patriarchat die Frauen trennen wollte. Göttinnen der Kraft und der Ganzheitlichkeit. Keine auf Äußerlichkeiten reduzierten Püppchen, die sich den im Patriarchat an die Macht geschwungenen „Göttervätern“, den gewalttätigen, ihre Macht und Position missbrauchenden Zeuslingen dieser Welt unterordneten.
Und nun spüre ich den Zusammenhang. Ich kann spüren, dass mein Körper Erde ist. Und dass diese Göttinnen eintreten für die Erde, die große, von der ich ein Teil bin und die kleine Erde meines Körpers. Es jubiliert in mir „ich bin Erde“. Und die alten Göttinnen, sie sind da. Sie waren nie weg. Sie leben in mir und in der Erde. Denn da ist kein Unterschied! Ich hatte sie nur vergessen. Wie schön ist das. Wie geborgen und behütet sind wir! Alles ist gut. Die Göttin kommt zurück in die Welt und fordert den Platz ein, der ihr seit Urzeiten zusteht!
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