So oft wehren wir uns. Wir wollen es nicht spüren. Nicht jetzt. Nicht diesen Schmerz. Wir halten das Gefühl von uns fern. Blenden es aus. Lenken uns ab.
Dabei wäre es so einfach. Das Abwehren verursacht doch den Krampf in unserem Körper. Es kostet soviel Energie. Dieses, das Leben nicht so wollen, wie es nun einmal gerade ist. Dieses, nicht hinsehen wollen. Dieses, nicht spüren wollen.
Aber er ist da. Der Schmerz. Er ist jetzt da. Und er verschwindet nicht deshalb, weil ich ihn wegdrücke. Er ist irgendwo in mir, in meinem Körper, in meiner Seele.
Im Körper verursacht er Verkrampfung, Entzündung, Abstumpfung. Mit jedem Mal, wenn wir ein Gefühl nicht fühlen wollen, belasten wir unseren Körper damit. Bürden ihm etwas auf. So ähnlich, als würden wir allen Müll in unserem Garten vergraben. Je mehr wir vergraben, desto weniger Obst, Gemüse und Blumen wachsen. Der Müll vergiftet den Boden.
Der nicht gefühlte Schmerz belastet auch unsere Seele. Es entstehen Bereiche, in denen kein freies Fließen möglich ist. Es entstehen Zonen, die wir mit unserem Geist nicht erfassen möchten. Dadurch fühlen wir uns in uns nicht mehr sicher. Wir haben Angst solche Punkte zu berühren und dann ungewollt und unerwartet mit altem Schmerz konfrontiert zu werden. Also ziehen wir uns aus uns zurück. Wir vertrauen uns auf einer tiefen Ebene nicht mehr. Stattdessen wenden wir uns nach außen. Wir suchen die Sicherheit, die wir eigentlich in uns tragen bei anderen und anderem. Wir konsumieren, mit der Idee, dadurch Sicherheit und Glück zu generieren. Wir sind dann wie Menschen, die ihren verlorenen Schlüssel unter der Laterne suchen, obwohl sie ihn am dunklen Waldrand verloren haben, während tief innen eine Ahnung davon da ist, dass er hier nicht zu finden ist.
Jedes Gefühl möchte und braucht seinen Moment. Kein Gefühl dauert länger als höchstens 90 Sekunden, dann müssen wir es über Gedanken neu auflegen. Durch Gefühle des Schmerzes zu gehen, lässt uns an unsere Kraft andocken. Hinter dem Schmerz warten Leichtigkeit, Frieden, Toleranz, Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und oft auch die Liebe zu uns selbst.
No Comments