Angst untergräbt bei vielen Menschen die Fähigkeit logisch zu denken. Sobald unsere Nervenimpulse sich in Richtung Trauma, sprich Angriff, Flucht, Erstarrung oder Unterwerfung bewegen, schaltet unser Gehirn in einen Zustand des kognitiven Mangels. Der Neo Cortex ist im Stand By oder verkümmert zu einem leisen Hintergrundrauschen, das lymbische System und die Amygdala übernehmen die Steuerung von Körper und Geist. Was letztlich bedeutet: Aktivierung bestimmter Körperfunktionen, Deaktivierung von Geist und Verstand.
Dank unseres Bildungssystems haben wir verinnerlicht pünktlich zu sein, nicht zu reden, sitzen zu bleiben, unser Gehirn auszuschalten und zu glauben was uns gesagt wird. Wir brauchen Autoritäten, die uns die Welt erklären und uns sagen wie wir uns zu verhalten haben. Wir vertrauen uns, unseren Sinnen, unserer Wahrnehmung und unserem Denken nicht mehr. Beziehungsweise nur dann, wenn unser Denken mit den Medien, den Experten gleichgeschaltet ist.
Wir leben traumatisiert in einer traumatisierten Kultur und erkennen nicht, dass, was wir für normal halten, nur normal im Sinne von ‚alle tun es‘, jedoch nicht im Sinne von ‚natürlich‘ ist. Hans-Joachim Maaz nennt es Normopathie und erklärt wieso dann „eine kollektive Krankheit entstehen (kann), die keiner mehr wahrhaben will und nur noch wenige erkennen können. Letztere werden dann aber sofort gemobbt, ausgegrenzt, beschimpft und diffamiert.“
Seit vielen Jahren, sehr stark seit 2020, werden wir über Angst manipuliert. Die Mikroben-Pandemie hat sich in eine Pandemie der Angst gewandelt. Angst bestimmt inzwischen das Leben so vieler Menschen in so vielen Bereichen. Die Psychologie kennt die „generalisierte Angststörung“. Sie ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorgen und Ängste, durch Grübeln, Zukunftsängste, wie Angst um das Altern, die finanzielle Situation, die Gesundheit von Angehörigen oder um die eigene. Leben wir in einer Angstgesellschaft? Und falls ja, was bedeutet das für uns, unsere Kinder, unsere Zukunft?
Letztendlich hat alles mit Bewusstheit und Entscheidungen zu tun. Solange wir im Mangel unserer Kindheitstraumen leben, leben wir in Mustern. Muster in die wir uns als Kinder flüchteten, um die Lieblosigkeit der Erwachsenen zu überleben. Heute, selbst erwachsen, schränken uns diese Muster ein und behindern ein Leben in Kreativität, Lebendigkeit und offenem Vertrauen. Statt aus der Situation heraus zu reagieren, reagieren wir aus unseren alten Mustern heraus. Aus unserem frühkindlichen Schmerz, unserer Angst und Verzweiflung. Jede kritische Situation im Hier und Jetzt lässt uns die Vergangenheit wie mit einer Angel in die Gegenwart ziehen, das Jetzt umhüllen und eine Lösung für Probleme der Vergangenheit suchen, die wir hier und heute zu erkennen glauben. Wir haben eine uralte Landkarte, die wir permanent über unsere Realität legen. Solange wir dazu nicht bewusst werden, folgen wir Pfaden, die nicht mehr existieren, suchen Wasser und Nahrung an Stellen, die verödet sind. Wir suchen Liebe weiter bei denen, die nicht lieben können.
Solange wir den Schmerz des kleinen Kindes vermeiden wollen, solange wir in Angst davor leben ihm wieder zu begegnen, wird die Angst unser Leben durchziehen. Der Weg aus der Angst ist immer der Weg durch die Angst. Sobald wir beginnen Licht/Bewusstheit in die Dunkelheit unserer Vergangenheit zu tragen, dem Schmerz seinen Moment geben, uns dem was wir tatsächlich erlebten stellen, übernehmen wir wieder die Führung in unserem Leben. Wir docken an unserer Kraft, unserer Lebensenergie an und spüren, dass wir da sind. Das Drama lässt nach und verschwindet, die Angst verschwindet, auch die vor dem Tod, denn wir erkennen, dass wir alle bei der Geburt beginnen zu sterben und der Tod permanent auf unserer Schulter sitzt. Er gehört zum Leben. Kein Grund ihn zu fürchten. Und das macht stark. Wenn keine Angst mehr da ist, können wir einfach leben. Genauso wie wir es wollen.
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