Browsing Category

Zeitenwende

Zeitenwende

„Mit der Entwicklung der Landwirtschaft wurde eine neue Form jugendlicher Störung möglich (und in der Tat unvermeidbar) – eine Störung, die mit der Gier beginnt und mit Horten, Herrschaft und Gewalt endet. Vor der Einführung der Landwirtschaft gab es kaum etwas zu horten, denn es gab kaum materiellen Überschuss. In den Stämmen der Jäger-Sammler war (im materiellen Sinne) niemand bedeutend reicher als die anderen. Das überleben des Stammes hing im Wesentlichen von der Kooperation seiner Mitglieder ab. Extreme oder krankmachende Selbstsucht wurde nicht geduldet. Doch mit dem Aufkommen der Landwirtschaft (der Domestikation ausgewählter Tier- und Pflanzenarten) kam auch die unvermeidbare pathogene Idee persönlichen Besitzes und die Möglichkeit, dass einige Menschen zu dem Schluss kommen, es sei eine gute Idee, Dinge für sich selbst anzuhäufen. 

Sobald ein auf Landwirtschaft basierender Stamm auch nur ein einziges Individuum hervorbringt, das zu horten beschließt – und bereit, sowie willens ist, zu diesem Zweck tödliche Gewalt zu verwenden – beginnt sich das kulturelle Gewebe dieser Gesellschaft aufzulösen. Andere Individuen werden ebenfalls damit beginnen, Dinge zu horten, um sich selbst zu schützen. So wird der Stamm zunehmend materialistischer, wettbewerbsorientierter, antropozentrischer, und gewalttätiger. Bald folgt eine Struktur verschiedener wirtschaftlicher Klassen und schließlich die Sklaverei. 

Über kurz oder lang wird der Herrscher eines solchen Stammes (üblicherweise ein männliches, patho-adoleszentes Individuum) entscheiden, dass es eine weitere gute Idee sei, andere Stämme zu überfallen, um deren Getreide, Tiere, Frauen und sonstige Reichtümer in seinen Besitz zu bringen. Das ist der Beginn des Imperiums. Wie der Historiker Andrew Schmookler in seinem Buch The Parable of the Tribes: The Problem of Power in Social Evolution (Albany: State University of New York Press, 1995) beschreibt, haben die Nachbarstämme jetzt vier verschiedene Möglichkeiten: Sie können erstens ausgelöscht, zweitens erobert und assimiliert werden, drittens selbst aggressiv Krieg führen oder viertens fliehen (soweit abwandern, bis eine ausreichende Distanz zu den gewalttätigen Stämmen hergestellt ist). Und das ist, auf die Größe einer Nussschale gebracht, die Geschichte unserer Welt in den letzten paar tausend Jahren. 

Schließlich gerieten die meisten Gesellschaften unter die Kontrolle pathologischer (soziopathischer) adoleszenter Führer (üblicherweise männliche Tyrannen), welche die kulturellen Traditionen systematisch so veränderten, dass sie deren Dominanz unterstützten. Zu diesen Veränderungen gehörten (und gehören) anthropozenttrische, androzentrische Religionsformen, eine Bevorzugung feindlicher Konkurrenz gegenüber Kooperation, Land-„Eigentum“, die Unterdrückung von die Natur verehrenden und auf ihr basierenden Ritualen, die Bildung von sozialen Schichten und Sklaverei, Rassismus, Sexismus, Militarismus, plutokratische Regierungsformen, die systematische Ermordung echter Erwachsener und Ältester (Schamanen sowie andere kulturelle und spirituelle Führer), obligatorische, egozentrische Bildung und Erziehung sowie der daraus resultierende ökologische Bildungsmangel und vielleicht auch die gegenwärtige Zerstörung einer gesunden Gesellschaft: die Schaffung von Konzernen mit persönlichen Rechten.

Die Unterdrückung der dem Menschen innewohnenden Fähigkeit, in ein echtes Erwachsenensein und wahre Ältestenschaft hineinzuwachsen, ist ein grundlegendes Resultat dieser und anderer kultureller Umwälzungen, was die kulturellen Ressourcen, welche die menschliche Entwicklung unterstützen, noch weiter untergraben hat. Diese Störung des natürlichen Verlaufs menschlichen Erwachsenwerdens ist ein zentrales Ziel aller Herrscher-Gesellschaften – aus dem einfachen Grund, dass Kinder und in der Entwicklung begriffene Jugendliche (jeden Alters) viel leichter als echte Erwachsene und Älteste zu kontrollieren und zu dominieren sind. 

Im zwanzigsten Jahrhundert erreichte dieser Prozess der kulturellen Zersetzung und auf Gier basierenden Imperiums-Bildung in zweierlei Hinsicht seinen unvermeidbaren Höhepunkt. Zum einen ist mittlerweile fast jeder „Stamm“ dieser Erde vom modernen kulturellen Herrschermodell assimiliert worden: der globalen industriellen Wachstumsgesellschaft. Es gibt buchstäblich keinen Ort mehr auf der Erde, an dem gesunde partnerschaftliche Gesellschaften noch in Frieden leben könnten. (Auch wenn in den abgelegensten Ecken des Planeten vielleicht noch die eine oder andere existiert). Zum anderen droht der gesamten menschlichen Art mittlerweile die Auslöschung durch die industrielle Wachstumsgesellschaft.

Als Konsequenz daraus sehen wir uns mit der weltweiten Notwendigkeit konfrontiert, mit allen Wesen (menschlich oder nicht) zusammen zu arbeiten und Partnerschaften zu bilden – oder unterzugehen.“

Bill Plotkin

Zeitenwende

„Versuch nicht den Löffel zu verbiegen. Das ist nämlich nicht möglich. Versuch dir stattdessen einfach die Wahrheit vorzustellen.“

„Welche Wahrheit?“

„Den Löffel gibt es nicht.“

Matrix

Zeitenwende

Demokratie lebt von Autonomie

Wir alle werden mit einem unvollkommenen Gehirn geboren. Es ist nur wenig ausdifferenziert und bietet uns daher die Fülle aller Möglichkeiten. Es ist egal, ob wir in Amerika, in China, im Dschungel oder in 3000 Meter Höhe zur Welt kommen. Unser Gehirn bietet alle Voraussetzungen, um uns der jeweiligen Umgebung anzupassen. Und Umgebung bedeutet für ein Neugeborenes erst einmal die Menschen, die es versorgen. Ob seine Mutter es eng wickelt, auf dem Rücken oder an der Brust trägt, das Baby wird sich anpassen. Seine körperliche und mentale Entwicklung wird positiv verlaufen, solange einige wenige Grundvoraussetzungen gegeben sind. Da Menschenkinder den Stand ihrer Entwicklung betreffend mindestens 9 Monate zu früh zur Welt kommen, brauchen sie nach der Geburt weitere 9 Monate, die der ungestörten Entwicklung im Mutterleib möglichst nahe kommen. Dies ist der Fall, wenn die Mutter sie rund um die Uhr trägt und das Kind freien Zugang zur Brust hat. Wie wir wissen, ist dies in der westlichen Welt kaum noch der Fall. Das Neugeborene erhält also in unserer Kultur, in der prägendsten Zeit seiner Entwicklung, nicht was es braucht, um ein stabiles Lenbensfundament auszubilden. Im schlimmsten Fall erlebt es, dass es schon sehr früh von ihm fremden Menschen betreut wird. Je nachdem wie die Betreuung organisiert ist und wie empathisch die betreuenden Personen sind, kann das Kind dies alles integrieren oder erleidet ein erstes Verlusttrauma. 

Im menschlichen Gehirn sind bei der Geburt verschiedene Systeme angelegt, die je nach Alter unterschiedlich ausgeprägt sind. Im ersten Lebensjahr dominiert das Bindungssystem, da Säuglinge ohne die Unterstützung anderer Menschen sterben würden. Sie sind auf Nahrung, Wärme, Zuwendung und Liebe angewiesen. Je unabhängiger das Kind wird, umso stärker meldet sich das Autonomiesystem. An diesem Punkt tauchen Konflikte zwischen Erwachsenen und Kindern auf. Je nach der Persönlichkeit der involvierten Menschen, sind diese Konflikte ausgeprägt oder fallen kaum auf. Ausgetragen werden sie immer. Wir Erwachsenen haben Ideen im Kopf, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein zu wollen, wir haben es oft eilig und sind davon überzeugt, dass unsere Sicht der Welt die einzig mögliche sei. Dem wollen wir unsere Kinder unterordnen. Sie sollen sich anpassen und einfügen. Schließlich müssen Erwachsene arbeiten und Geld verdienen. Sie halten die Welt am Laufen und überblicken alles. Will sich das Kind nicht anpassen, entziehen wir ihm unsere Liebe. Sprich es muss sich entscheiden zwischen Autonomie und Bindung. Das kleine Kind kann sich letztlich nur für die Bindung entscheiden und opfert damit seine Autonomie. Alle seine Instinkte und Gefühle, die ihm sagen, was richtig und falsch ist, wird es aufgeben und sich den Erwachsenen unterordnen. Es wird aufhören zu weinen, wenn es in der Krippe abgegeben wird, es wird verzweifelt versuchen weitere Bindungspersonen zu finden, es wird sich immer wieder binden und dabei sich selbst verlieren. 

Der in seinem Inneren entstehende Druck wird vielleicht irgendwann als ADHS diagnostiziert werden und es wird Medikamente erhalten, um auch das letzte Gefühl von „ich bin“ zu unterdrücken. Hat es Eltern, die ähnliche Kreise in ihrer Kindheit durchliefen, ist eine Wiederholung des ganzen wahrscheinlicher. 

Erwachsene, die als Kinder ihr Autonomiebestreben aufgeben mussten, um eine wenigstens rudimentäre emotionale Versorgung zu erhalten, glauben als Erwachsene, sie hätten die Freiheit der Wahl, wenn sie drei Alternativen des Gleichen vor sich haben. Sie erkennen nicht, dass dies keine wirkliche Wahl ist. Falls sie es doch sehen, schauen sie auf die Menschen um sich und ordnen ihr Gefühl dem unter, was die anderen tun. Denn genau darauf wurden sie zu Hause, in der Kita, in Schule und Universität erzogen. 

Demokratie braucht jedoch Menschen, die hinterfragen. Menschen, die nur gelernt haben eine der schillernden Möglichkeiten, die ihnen angeboten werden, zu wählen, ohne sich zu fragen, ob die Welt vielleicht ganz anders funktionieren könnte, sind nicht in der Lage ein demokratisches System zu gestalten. Demokratie lebt von Autonomie.

Zeitenwende

Das Leben weiß es immer besser

Wer weiß schon, was Erkenntnis, was Vision ist? Manchmal scheint die Erkenntnis sehr visionär zu sein.

Wenn wir die Natur nur lassen, regelt sie alles! Wir sollten aufhören uns dermaßen zu überschätzen, dass wir glauben, den Mist, den wir angerichtet haben, wieder richten zu können. Nur wenn wir uns zurück nehmen, wenn wir erkennen, dass nicht wir es sind, die wissen wo die Reise hingeht, sondern dass das Leben selbst den Weg kennt. Wirklich kennt, aus einer viel größeren Warte heraus, die wir niemals einnehmen können, dann hat die Menschheit eine Chance das Desaster, das sie angerichtet hat zu überleben. 

Wir sollten unsere Wälder ab jetzt einfach in Ruhe lassen. Dann erholen sie sich, bilden wunderschöne Gemeinschaften aus, strukturieren sich neu. Von den Wäldern ausgehend würde sich die Natur erholen. Die wir ebenfalls in Ruhe lassen. Keine Industriegebiete mehr, keine intensive Landwirtschaft mehr. Nach und nach organisieren sich alle in Solidargemeinschaften, die Nahrung in Waldgärten (Permakultur) anbauen. Während das eine weniger wird, wächst das andere.

Wir sollten auch unsere Kinder in Ruhe lassen. Keine Krippen, keine Kitas, keine Schulen. Nach einer Generation spielender Kinder wären die meisten psychischen und viele körperliche Erkrankungen verschwunden, es gäbe wieder Familien, die den Begriff verdienen, mit entspannten Erwachsenen, die für die Kinder dann da wären, wenn diese es von ihnen einfordern und sie ansonsten in Ruhe Erfahrungen machen ließen. Wie Kinder sich entwickeln, die solcherart Selbstwirksamkeit erfahren dürfen, können wir bei indigenen Gemeinschaften, wie den Yequana („Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Über die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit.“ Jean Liedloff) sehen, die dieses Wissen für uns über die Zeit bewahrt haben. 

Zeitenwende

Pharmatheater

Diagnosen sind der Versuch die Fülle des Lebens auf die Größe eines Tennisballs zu schrumpfen, um Kontrolle darüber zu erlangen.

Dabei geht das Wissen verloren, dass wir ganzheitliche Wesen sind und Heilung ein ganzheitliches Geschehen darstellt. 

Die Detailversessenheit der Medizin entwürdigt und bevormundet Menschen, um sie in Angst und Abhängigkeit zu führen. Da dies eingebettet in ein medizinisches und gesellschaftliches System geschieht, braucht der einzelne Arzt Klarheit und Reflexionsfähigkeit, um die Kulisse als Teil eines Theaterstücks zu begreifen, in dem ihm eine bestimmte Rolle zugedacht wurde. 

Dieses Krebsgeschwür wächst inzwischen nicht nur in den ärztliche und therapeutischen Praxen jeder Couleur, es hat in Familien und Individuen metastasiert und droht die Vielfalt des Lebens zu überwuchern und in einen Einheitsbrei zu verwandeln, der gut in die Pipeline der Pharmaindustrie geleitet und dort – gegen entsprechendes Geld – verarbeitet werden kann.

Aktuell übernimmt die Pharma die totale Geburtenkontrolle. Es wird kaisergeschnitten bis die Skalpelle klingen. Die Hebammen, die weisen Frauen der Geburt, die mit einer kleinen Drehung hier und einer Massage dort und mit einem enorme Wissen Frauen über Jahrhunderte das zusprachen, was, wie wir inzwischen wissen, für eine spontane und leichte Geburt unabdingbar ist, nämlich Mut, Kraft, Stärke, Ruhe und Vertrauen, werden aus ihrem Beruf gedrängt. Übernommen wird von überforderten Ärztlein, für die jeder Millimeter, der nicht nach fantasiertem Plan läuft, ein Auslöser darstellt ihr Lieblingsinstrument zu zücken, um das Kind aus dem Bauch zu schneiden. 

Dass dies nur der erste Akt des Dramas ist, wissen wir. Es läuft von der Wiege bis zur Bahre …

Spätestens im dritten Lebensjahr beginnen die psychischen Diagnosen. ADS, ADHS, Autismusspektrumstörungen sind nur die häufigsten, mit denen Kindern bescheinigt wird, dass sie nicht in Ordnung sind, so wie sie sind. Auch hier wird jede kleine Abweichung von der gewollten Norm als krank gelabelt. Schließlich sind es die Kinder, die sich in die Strukturen einpassen sollen, nicht die Enge der Strukturen, die für Fülle und Diversität des Lebens geändert werden muss.

Währenddessen lassen sich die Erwachsenen in Angst halten, haben das Gehirn eh schon an der Garderobe des Theaters abgegeben und katzbuckeln ergeben vor den stolz schwadronierenden Experten auf der Bühne. 

Der Lichtblick? „Der Baum, der fällt, macht mehr Krach, als der Wald, der wächst.“, sagt ein tibetisches Sprichwort. Das Leben wächst in jeder Ecke, Lücke und Nische, die es findet. Und es lässt keine Einseitigkeit zu. Nicht auf Dauer. Und so nährt es die Menschen, die Liebe, Achtsamkeit , Mitgefühl und Wärme in die Welt geben. Und es sind viele. Um sie zu hören müssen wir uns vom Getöse des Rampenlichts abwenden, unseren Blick und unsere Ohren für das Feine schulen und unserer Intuition erlauben uns dorthin zu geleiten, wo wir sie finden. Das kann auch das eigene Innere sein.

Zeitenwende

Es ist eine alte, noch aus der Antike herrührende Einsicht, dass Staatsformen, die auf der Gleichheit ihrer Bürger beruhen in besonders großer Gefahr stehen, in Tyranneien umzuschlagen. (…) Die Grunderfahrung menschlichen Zusammenseins, die in totalitärer Herrschaft politisch realisiert wird, ist die Erfahrung der Verlassenheit. (…) Was moderne Menschen so leicht in die totalitären Bewegungen jagt und sie so gut vorbereitet für die totalitäre Herrschaft, ist die allenthalben zunehmende Verlassenheit. Es ist, als breche alles, was Menschen miteinander verbindet, in der Krise zusammen, so dass jeder von jedem verlassen und auf nichts mehr Verlass ist.

Hannah Arendt

Zeitenwende

„Wir leben in einer Epoche des Totentanzes, für die der Nationalsozialismus nur das Vorspiel war.“

Erich Neumann (deutsch-israelischer Psychoanalytiker)

Zeitenwende

“Wir leben in einer schweren Zeit. Im globalen Schmerzkörper steckt ein kollektives Unglück in der Liebe. Zu den tiefsten Krisengebieten unserer Zeit gehört die Beziehung der Geschlechter. Hier sind viele Hoffnungen zugrunde gegangen, viele Träume geplatzt und viele schlimme Gedanken entstanden, Gedanken der Resignation, der Ironie, der Rache und der Gewalt. Erst wenn wir eine soziale Bewegung in Gang bringen, die hier eine positive und überzeugende Antwort geben kann, können wir unsere Evolution in eine humane Richtung bringen. Politische oder religiöse Bewegungen, die hier keine Antwort geben, werden scheitern an der Übermacht der Gegenkräfte, die auch im eigenen Inneren stecken. Sie werden scheitern an der Übermacht ihres eigenen unerlösten Verlangens.

Solange die intimste Sehnsucht unerlöst bleibt, wird der Mensch immer nach ideologischen, religiösen, beruflichen oder politischen Ersatzlösungen suchen, und je mehr er sich auf diese Ersatzlösungen festgelegt hat, desto mehr wird er sich gegen die Aufdeckung innerer Wahrheiten wehren. Man will nie mehr in Berührung kommen mit den alten Wunden, mit den Schmerzen und Enttäuschungen in der Liebe. Auf diesem Wege von Vermeidung und Verdrängung dreht sich das Rad des bestehenden Systems immer weiter, es ist ein System des sich permanent selbst reproduzierenden Unglücks in der Liebe. Und das kollektive Unglück in der Liebe verlangt permanent nach Kompensation: Konsum, Sucht und Gewalt.

Wir formulieren hier einen Zusammenhang zwischen dem globalen Kriegsgeschehen und dem intimsten Bereich des menschlichen Lebens. Kann das ernst gemeint sein: Befreiung der (sexuellen und seelischen) Liebe als Voraussetzung für einen globalen Frieden? Wir wissen, wie ideologisch solche Aussagen klingen für viele Zeitgenossen, welche angesichts der fürchterlichen Ereignisse unserer Zeit nicht verstehen können, warum wir, die wir selbst solange schon politisch engagiert sind, mit solcher Vehemenz auf die inneren Themen hinweisen. Wir tun es, weil hinter allen äußeren Illusionen der verborgene Schmerz liegt, die verborgene Trauer oder die verborgene Wut, die man längst nicht mehr benennen kann. Und wir tun es vor allem, weil über allen Wolken immer noch ein strahlender Himmel ist, eine Weltordnung der Liebe – wir nennen sie die ‘heilige Matrix‘.“

Dieter Duhm, Sabine Lichtenfels; Tamera

Zeitenwende

Klarheit

Einem Freund

Die eigene Klarheit ist ein Geschenk, das wir uns machen. Liebe und Vergebung müssen irgendwann auch für uns gelten. Sonst kann die Entwicklung nicht weiter gehen, wenn wir selbst uns zurück halten. Beginne dich zutiefst zu lieben. Beginne zu erkennen, dass du nicht dein Ego bist. Erkenne, dass in dir ein Beobachter wohnt, der nicht mit deinem Körper altert. Das ist ganz leicht. Immer wenn du das Gefühl hast, nicht deinem biologischen Alter zu entsprechen, bist du mit ihm verbunden. Je öfter du deine Sinne dem Beobachter leihst, umso stärker kannst du ihn spüren. Es ist der Teil in dir, der verbunden ist. Mit den Menschen, den Tieren, den Pflanzen, der Erde, dem Kosmos. Wenn diese Erkenntnis in dir wächst, veränderst du dich. Du erkennst deine Größe und die Größe aller Wesen. Und du siehst, wie viele zwischen ‚sich klein machen‘ und ‚sich groß aufblähen’ wechseln. Du erkennst, dass unsere wahre Größe so sehr darüber hinausgeht … 

Alles was wir wirklich tun können, ist unser Licht leuchten zu lassen. Du kannst niemanden verändern, du kannst auch niemanden heilen. Letztlich kannst du andere am besten durch dein Sein anregen. Je mehr du in deine ursprüngliche Kraft und Stärke gehst, desto klarer bist du. Andere sehen das und es bestärkt sie vielleicht auch. Wahrscheinlich wirst du zu einer Keimzelle, die viele um dich herum ‚infiziert’. Die, die dir nicht folgen können, werden sich abwenden. Aber du wirst neue Menschen in dein Leben ziehen. Diejenigen, die auch schon auf dem Weg sind.

Wichtiger ist jedoch, dass du erkennst, dass das Einzige, worauf du wirklich Einfluss hast, du bist. Und dass es das Wichtigste überhaupt ist. Dich zu verändern meint nicht, dich innerhalb deiner bisherigen Geschichte zu verändern. Es bedeutet sich die Frage stellen ‚Wer bin ich, wirklich?‘ und zwar hinter den Geschichten, die du dir darüber erzählst und die dir erzählt wurden und werden. Meistens enthalten diese alten Geschichten einen Kern des Mangels. Sie erzählen, dass du erst dann in Ordnung bist, gut für andere da sein kannst, dich ausruhen darfst, wenn du … was auch immer geschafft hast. Geschichten des Mangels erzählen immer davon, dass du nicht in Ordnung bist, so wie du bist. Bisher hast du das geglaubt. Deine Eltern haben es dir erzählt, in der Schule wurde es dir gesagt, deine Peergroup hat es dir zugerufen. Irgendwann auf diesem Weg hast du begonnen es dir selbst zu erzählen. 

Als kleines Kind wusstest du noch, wer du wirklich bist. Du warst voller Freude darüber in der Welt zu sein. Alles hat dich begeistert. Der Käfer am Wegrand, die Pfütze, die so herrlich spritzte, wenn du hineinsprangst. Die Sonne auf der Haut, die Wärme der Katze, der Geruch, wenn deine Mutter etwas leckeres kochte. Und dein Körper. Du warst begeistert, als es dir gelang, ihn aufzurichten. Am Tisch stehen zu können. Der erste Schritt … . Du warst im Glück. Bei allem, was du tatest, erforschtest. Wann hat das bei dir aufgehört? Und womit hast du es ersetzt? 

Wahrscheinlich mit der Idee anderer darüber, was in dieser Welt wirklich wichtig sei. Je nach Familie oder Community ging es dabei darum, bestimmte Leistungen zu erbringen, gut auszusehen, ein ‚guter‘ Mensch zu sein, sich gut durchsetzen zu können, möglichst unsichtbar zu sein, immer hervorzustechen oder … . 

Meistens eine Kumulation verschiedener Ansprüche.

Liebe, Vergebung und Dankbarkeit waren weniger wichtige Ziele. Wenn doch, dann anderen gegenüber, mit dem Anspruch eigene Bedürfnisse erst gar nicht zu spüren und sie zu unterdrücken. Meist wurden sie auf caritative Bereiche beschränkt. Oder auf die Religionen. Dort, besonders in der Christlichen, ist der Gedanke der Aufopferung für andere ein Kernthema. Allerdings ein Kernthema, das innerhalb der alten Geschichte von Leistung und Konkurrenz gelebt wurde. Daher verwundert es nicht, dass Leistung und Konkurrenz zum heimlichen Lehrplan der Kirchen wurde. 

Liebe. In der alten Geschichte war die Liebe auf die romantische Liebe reduziert. Egal ob in der Gesellschaft oder der Kirche. Nonnen sind die „Bräute“ Christi. Tatsächlich ist Liebe die stärkste Kraft auf dieser Erde, in diesem Universum. Der Physiker und Kosmologe, Brian Swimme, schreibt in seinem Buch „Das Universum ist ein grüner Drache“, von der Anziehungskraft zwischen den Planeten, die reine Liebe ist. Dass jegliche Anziehung reine Liebe ist. Wir haben die Kraft der Liebe vergessen. Wir glauben, wenn wir in die kalte Welt da draußen gehen, wäre die Liebe uns nur hinderlich. Wir bräuchten solche Dinge wie Ellbogen, Durchsetzungsvermögen, besondere Skills und Methoden mit denen wir andere Menschen und Situationen einschätzen und so verändern können, wie wir es für vorteilhaft empfinden. Liebe, was ist dagegen schon Liebe? 

Liebe ist alles. Sie ist die Quelle, der Ursprung. Du bist Liebe. Du bist reine Liebe. Sie fließt durch dich und verbindet dich mit allem was ist. Du hast es vergessen auf dem Weg des erwachsen Werdens. Wie die meisten von uns, hast du ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr genügend Liebe erhalten. Stattdessen begannen deine Erwachsenen dich zu erziehen. Sie taten das nicht, um dich zu beschränken, sie taten es, weil sie zutiefst davon überzeugt waren, dass es das Beste für dich sei. Schließlich solltest du doch in der Gesellschaft ankommen. Dich behaupten können, die geforderte Leistung erbringen können. Du solltest ein „gutes“ Leben führen können – tja. Schließlich wurden sie auch so erzogen. Sie gaben nur weiter, was ihnen gesagt wurde. Die Hinduisten nennen es „Wheel of Samsara“, das Rad des Lebens, in das wir alle hinein geboren werden und das bestimmte Voreinstellungen hat, denen wir uns nicht entziehen können. Wir können es nur erkennen und heraustreten.
Da sind wir nun. Da bist du nun.

Klarheit. Wie bekommst du nun Klarheit? Klarheit kann nur durch Erkenntnis initiiert werden. Was sagt dir dein Herz? Wie möchtest du wirklich, wirklich leben? Möchtest du der Mensch sein, als der du gedacht bist? Als den du dich gedacht hast? Vor langer Zeit? Vor deiner Geburt? Vor deiner Zeugung? Du hast dich entschieden als Kind dieser beiden Erwachsenen die Welt zu betreten. Deine Seele hat ihre Seelen gewählt. Du wolltest zu genau dieser Zeit an genau diesem Ort sein. Sonst wärst du jetzt nicht hier.
Das war der Beginn, als alles noch klar war. Dann kam die Verwirrung. Betrachte dich und dein Leben. Spüre in dein Herz hinein. Höre, was es dir zu sagen hat. Und dann mache den ersten Schritt. Folge deinem Herzen. Spüre die Wahrheit, die wie ein leichter Nebelschleier durch dein Herz schwingt. Atme tief. Das bringt dich in die Gegenwart. Bewusstes Atmen und Angst schließen sich aus. Vielleicht merkst du, das Lächeln, das in dir aufsteigt und auf deinem Gesicht seinen Ausdruck findet. Das ist Glück. Und Freude. In diesem Moment hast du Klarheit. Über dich, deinen nächsten Schritt, letztlich über die Welt. Lass dies den Ort sein, von dem aus du startest und denke daran: Kein Weg verläuft gerade. Unser Lebensweg ist ein Labyrinth. Ein Weg, der dich führt. Nie verlässt du den Weg zur Mitte, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als seist du weiter von der Mitte entfernt, als zu Beginn deiner Reise. Besuche ein Labyrinth, begehe es und spüre die Kraft, die darin liegt.

Zeitenwende

Seperation/Interbeing

Auszug aus: Charles Eisenstein, „Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich“

„Wer bin ich?“ (…) „Die Mystiker haben uns seit vielen tausend Jahren eine Antwort angeboten – zwei Antworten. Einerseits, streifen Sie alles ab, was Sie mit dieser Welt verbindet, Ihr Geld, Ihre Beziehungen, Ihre Arme und Beine, Ihre Sprache, und noch immer ist etwas übrig, das „Sie“ sind. Ich bin nicht dies. Ich bin nicht das. Etwas minus alles ist nichts; daher die erste Antwort: Sie sind nichts. Wenn wir uns jedoch darauf einlassen, erkennen wir, dass nichts nicht nichts ist; es ist alles: Alle Dinge entspringen aus der Leere, und ein Fleckchen Quantenvakuum hat  die Energie einer Milliarde Sonnen.

Daher also die zweite Antwort: Sie sind alles. Nehmen Sie selbst die kleinste Beziehung weg, und auch Sie sind verkleinert; fügen Sie eine hinzu, und Sie sind größer; verändern Sie irgendein Wesen im Kosmos, und auch Sie werden verändert. Sie sind daher alles: ein Netz aus Beziehungen, von denen jede alle anderen umfasst.

Das ist das Selbst des Interbeing. Der „Situation“ entkleidet, ist Ihre Aufmerksamkeit meine Aufmerksamkeit, ist jedermanns Aufmerksamkeit. Wir sind dasselbe Wesen, das durch verschiedene Augen auf die Welt blickt. Und diese „Augen“, diese Blickwinkel, sind alle einzigartig. Wie es der Komiker Sami Beyondananda sagt: „Sie sind ein völlig einzigartiges Wesen – genau wie jeder andere!“

Mehr werde ich nicht über die Natur des Seins sagen. Je mehr ich sage, desto weniger wahr wird es. Außerdem, wer bin ich, zu wissen, was „Sie“ sind? Also sagen wir einfach, dass das separate Selbst, als das wir in den vergangenen paar Jahrhunderten in verschiedenen Erscheinungsformen lebten, eine von vielen möglichen Geschichten vom Selbst ist.

Wer sind Sie? Es ist keine objektive Frage, welche Geschichte und welches Selbst für Sie real ist. Keine noch so große Menge an Beweisen wird sie je beantworten; nicht nur das, es gibt nicht einmal eine objektive Faktenlage. Gleichwohl gibt es das, was wahr ist. Merken Sie, wie sich die Wahrheit darüber, wer Sie sind, verändert? Wissen Sie, dass Sie immer weniger das Selbst der Separation sind?

Jenes separate Selbst, das sich fürchtet, zu schenken, fürchtet, zu dienen, jenes Opfer unpersönlicher Kräfte ohne Einfluss auf die feindliche Welt dort draußen ist genau das Selbst, das Beweise dafür sucht, dass es nicht dieses Selbst ist. Ich kann Ihnen das nicht beweisen, ich kann nicht beweisen, dass die Geschichte des Interbeing wahr ist, so wie in der Politik oder oft sogar in der Wissenschaft keine Seite der anderen beweisen kann, dass sie recht hat. Sich auf sichere Beweise zu verlassen ist Teil der alten Geschichte, zu der das gehört, was wir Objektivität nennen. Sie werden sich entscheiden müssen, und Sie können sich nicht länger mit der Suche nach Beweisen vor dieser Entscheidung drücken. Das gilt für jede Frage, vor der Sie stehen. Welche Ansicht ist wahr? Umso mehr gilt das für die Frage: „Wer bin ich?“

Höre ich immer noch den Zyniker, den betrogenen, sagen: „Was passiert, wenn ich mich entscheide, das Selbst des Interbeing zu sein und daher in einer Welt-Geschichte zu leben, in der Heilung möglich ist, aber mich nur selbst damit täusche?“ Diese Frage, das erkennen Sie vielleicht, ist von der gleichen Energie getragen wie: „Werden wir es schaffen?“ Es ist das wehleidige Geheule des separaten Selbst. „Was, wenn ich allein bin? Was, wenn ich schenke und diene, aber kein anderer in dieser feindlichen Welt gibt mir etwas zurück und sorgt sich um mich?“ Die Schlussfolgerung: “Ich gehe besser auf Nummer sicher. Ich sollte mich lieber um meine eigenen Interessen kümmern und zusehen, dass ich für mich die größtmögliche Sicherheit habe.“ Jetzt addieren Sie Milliarden von Menschen zusammen, die alle das Gleiche denken und danach handeln, und Sie sehen, dass es an unserer kollektiven Verstrickung in diese Geschichte liegt, dass wir ihr Abbild und ihre Bestätigung in der Welt um uns herum geschaffen haben. Wir haben den Beweis selbst verursacht, den wir dann in das Fundament unserer Geschichte als eine Rechtfertigung für sie einbauen.

Entscheiden Sie sich, in einer neuen Geschichte zu leben, und Sie werden eine ähnliche, sich selbst bestätigende, positive Rückkopplungsschleife erleben. Sie werden in eine andere Welt mit anderen Gesetzen übergewechselt sein. Ich bekomme die ganze Zeit Briefe, in deine Dinge stehen wie: “Ich habe mein ganzes Geld hergegeben und kann kaum glauben, welche Magie sich in meinem Leben entfaltet hat.“ Manchmal raten New-Age-Lehrer, die von solchen Geschichten wissen oder an sich selbst die Ergebnisse der Befreiung aus der Mangelprogrammierung erlebt haben, dass die Menschen ihre Ansichten rund ums Geld ändern sollen. Leichter gesagt als getan, wenn diese Ansichten Teil eines viel größeren Mosaiks sind, eines Integralen Musters, in dessen Zentrum die Frage steht: „Wer bin ich?“ Nur wenn sich das verändert, können sich die mit ihm in Zusammenhang stehenden Ansichten ändern und es in ein neues und schöneres Muster auflösen. Solange sich allerdings „wer ich bin“ nicht geändert hat, wird es alle übrigen Überzeugungen wieder in Übereinstimmung mit sich selbst und mit der Separation bringen, wie sehr Sie sich auch immer bemühen, „Negativität“ zu vermeiden. Negativität ist fixer Bestandteil unserer grundlegenden Mythologie von Selbst und Welt.

Schlussendlich wird es, wenn man sich nicht zumindest teilweise auf die Geschichte des Interbeing eingelassen hast, nicht möglich sein, isolierte abgeleitete Ansichten zu verändern, und man wird auch nie etwas anderes als immer nur das Abbild der Separation in der Welt hervorbringen. Nichts, was Sie tun, wird wirklich von Nutzen sein. Selbst wenn Sie gegen den Eigennutz kämpfen, um ein „guter Mensch“ zu sein, dienen Sie immer noch dem Ziel, (sich selbst older anderen) als ein guter Mensch zu erscheinen, statt tatsächlich anderen Menschen und der Welt zu dienen. Also hören Sie auf, zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Entscheiden Sie sich stattdessen, der oder die zu sein, die Sie sind. Was Sie dann davon ausgehend schaffen, wird ein viel größerer Dienst sein als alles, was Sie aus verdeckter Eitelkeit erreichen. Außerdem ist das halb bewusste Konzept, „gut zu sein“, hoffnungslos mit den Mechanismen sozialer Konformität und bürgerlicher Moral verstrickt, die dazu dienen, den Status quo aufrechtzuerhalten. Das hält uns davon ab, die kühnen Taten zu setzen welche die alte Geschichte unterbrechen. In dieser Hinsicht könnten wir sogar etwas von den Psychopathen lernen.