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Mythen und Märchen

Mythen und Märchen

Und so entstand …

Im Hinduismus gibt es den Mythos von Shiva, Parvati und Kama. Shiva ist einer der höchsten hinduistischen Götter. Er verkörpert Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Kama ist der Gott der Liebe und der Erotik.

Es wird gesagt, dass sich Shiva nach dem Tod seiner Frau Sati voll Trauer auf einen Berg zurückzog, um zu meditieren. Seine Meditation war so tief, dass sie Äonen dauerte.
In dieser Zeit nun hatte ein Dämon großen Einfluß genommen und begann die Welt nach seinem Bild umzuformen und nur Shiva konnte ihn stoppen. Zur gleichen Zeit lebte auch Parvati, Sati’s Wiedergeburt. Täglich ging sie zu Lord Shiva, um ihn mit ihren Tapas zu ehren, in der Hoffnung, dass er aus der Meditation auftauchen und erkennen würde, dass die Welt ihn braucht. Ihre Liebe zu ihm war so tief, dass sie ihre Tapas mehrmals täglich verrichtete.

Seine Anwesenheit in der Welt war so nötig, dass auch die anderen Götter überlegten, was zu tun sei, damit er zurückkehrte. Sie sahen Parvati’s Liebe und entwickelten den Plan, dass Kama einen Liebespfeil auf Shiva abschießen solle, damit dieser aus der Meditation auftauchen, seine Liebe zu Parvati erkennen und den Dämonen bekämpfen würde.
So gingen sie zu dem in tiefer Meditation versunkenen Shiva und Kama schoß einen seiner Pfeile auf ihn. Er traf auch und kurz erwachte Shiva. Er sah Parvati und spürte seine Liebe zu ihr. Dann sah er Kama und sofort erkannte er was geschehen war. Voller Wut öffnete er sein drittes Auge und verbrannte mit seinem feurigen Blick Kama.
Die Götter waren entsetzt! Ohne den Gott Kama wäre die Welt ohne Liebe! Sie flehten Shiva an, Kama wieder zum Leben zu erwecken. Da Shiva’s Zorn langsam verrauchte, erklärte er sich einverstanden, den Gott der Liebe und Erotik aus der verbrannten Asche wieder zu erschaffen. So nahm er die Asche, formte einen neuen Kama daraus und hauchte ihm Leben ein.

Damit kam die pervertierte Erotik in die Welt. In dem was Kama jetzt verkörperte, war Wut und Zerstörung. Seither leben Pornografie, sexueller Sadismus, sexueller Masoschismus und alle weiteren Begierden, die aus pervertierter Erotik entstehen konnten.

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Waldfrau

„Früher lebte ich im Wald. Alleine und abseits der Menschen. Der Wald, die Tiere, die Pflanzen waren Freunde. Vertraute. Verbundene. Sie und ich waren die Erde.
Wir spielten miteinander, wir rannten und schwammen. Ja, es gab Schmerz und Leid, doch das gehörte zum Leben.
Irgendwann kamen sie. Ich wusste schon lange, dass der Zeitpunkt kommen würde. Immer wieder waren dunkle Energien sichtbar. Gedanken und Gefühle, die von ihnen zu mir floßen. So war es. Einfach ein weiteres ES IST. Ich wusste, dass ich es ertragen würde, wie der Baum den Blitz erträgt. Ich meinte, ich sei stärker.

Es war furchtbar. Sie holten mich, ihre Gesichter waren Fratzen, aus denen die Wut quoll. Sie trugen den Tod in den Augen. Ihre Körper verkrampft, verhärtet. Ich spürte die Angst dahinter. Die Sehnsucht nach Verbundenheit, nach der Einheit. Sie war ihnen genommen worden und lebte doch so stark und tief in ihnen. Ich konnte ihr Pulsieren spüren. Ihre Wut war fehlgeleitete Energie aus der Tiefe der Quelle. Letztlich ist alles Liebe. Sie waren nie geliebt worden. Also liebten sie sich selbst nicht. und konnten niemanden lieben. Es waren so gequälte Wesen. Und weil sie so gequält waren, mussten sie andere quälen. Die unbewusste Wut auf ihre Peiniger floß zu allen, die anscheinend das hatten, was sie so schmerzlich vermissten: Liebe, Verbindung, Mitgefühl.

Ich ging mit ihnen. Jeder Schritt schmerzte in dem Wissen, was gleich geschehen würde. Sie würden sich vor Mutter Erde versündigen. Sie würden mich töten und damit das grundlegendste Gesetz verletzen. Wir dürfen einander nicht töten. Wir sind hier, um als Hirten aufeinander und auf alle Wesen der Erde zu achten. Wir sind Mutter Erdes Ausdruck des Mitgefühls. Wir sind ihr Sinn für Selbstreflexion. Wir sind hier, um Sonnenuntergänge zu bestaunen, uns am Duft von Blüten zu erfreuen, im Meer zu schwimmen und barfuß im Sand zu laufen. Wir sind hier, um mit unseren Sinnen Gaia’s Schönheit zu ehren, erkennend, dass auch wir Gaia sind, dass wir reine Schönheit sind, die in Schönheit lebt.

Sie nahmen mich mit und sie taten, was sie tun mussten. Da sie zur Liebe keinen Zugang mehr hatten, lebten sie ihre Perversion. Statt Mitschöpfer auf dieser Erde zu sein, zerstörten sie. Ich nahm ihre Angst in mich auf. Ihre Angst ohne Liebe leben zu müssen. Das einzige verloren zu haben, was die Quelle unseres Seins ist. Ihre Angst wurde zu meiner Angst vor ihrer Wut. Nicht die gesunde Wut, mit der wir uns gut in die Welt bringen, sondern die Wut, die entsteht, wenn Liebe pervertiert wird.“

Mythen und Märchen

Entscheidung

Die alte Frau sah ihr tief in die Augen. Dann wandte sie den Blick ab und begann zu sprechen:
„Nicht immer sind es deine Wunden. Manches Mal kommen sie aus der Tiefe der Zeit. Sie wurden bei deinen Ahnen geboren, als es nicht Liebe war, die die Kinder nährte, sondern Schmerz und Angst. Sie entstanden im Kreiseln eines Lebens, um Krieg, Überleben und Verletzungen des Körpers und der Seele. Die Wunden waren die Folge von Kindheiten, denen die Liebe fehlte und Elternschaft, die ihre Wunden noch mit sich trug. Sie entstanden aus Unachtsamkeit und Fehlinformation, aus Mangel an Bewusstheit und Lebensfeindlichkeit.
Doch auch wenn sie aus der Ferne zu dir kamen, heute liegt es an dir. Heilung beginnt mit der Entscheidung hinzuschauen. Erst wenn du wach und bewusst hinterfragst, zeigt sich der nächste Schritt. Den alten Gefühlen der Schuld und Scham nicht mehr zu glauben und Verantwortung für dein Leben, genauso wie es heute ist, zu übernehmen, verbindet dich in der Tiefe mit deiner Kraft und Stärke. Steh auf und sieh hin. Höre die Stimmen deiner Ahnen, die noch immer durch dich sprechen. Und dann entscheide dich! Ihre Wunden sind in dir. Willst du ihnen weiter in deinem Leben Raum geben? Oder wirst du dich der Angst, die von ihnen ausgeht stellen? Dann werden hinter den Fratzen der Dämonen die ungeliebten Kinder deiner Vergangenheit auftauchen und dein mitfühlender Blick wird ihnen ihre Würde und ihren Platz zurückgeben. Triff deine Entscheidung.“

Mythen und Märchen, Spirit

Das unverhüllte göttliche Mysterium

Vers 17

Ich bin der Vater, die Mutter und der Großvater dieses Universums. Ich bin derjenige, der die Früchte der von den Menschen vollzogenen Handlungen, deren Karma austeilt. Ich bin das einzige Wissenswerte, und ich bin der Ermöglicher allen Wissens. So wie das Wasser beim Durchsickern durch Erdreich letztlich rein wird und andere Dinge rein werden, wenn man sie in Wasser wäscht, erlangt der Mensch Reinheit durch den Kontakt mit mir. Ich bin die Silbe Om, der eigentliche Gotteslaut. Ich bin alles religiöse Schrifttum, das je geschrieben wurde.


Vers 18

Ich bin das Ziel am Ende aller Wege. Ich bin der Erhalter der gesamten Schöpfung. Ich bin der innere Zeuge in jedem Menschen. Ich bin deine einzige dauerhafte Zuflucht; alle Wesen gründen in mir. Ich bin dein bester Freund, der als dein Gewissen in deinem Herzen wohnt. Ich bin der Anfang der Schöpfung, deren Beschützer und deren Auflösung. Ich bin der Ort, zu dem alles Leben zurück kehrt, wenn die Schöpfung sich auflöst – und ich bin der immerwährende unverderbliche Same, aus dem sie abermals entspringt.

Aus: Bhagavad Gita, Der Gesang Gottes, Jack Hawley (Hrsg)