Wo will ich hin? Welche Entscheidungen soll ich treffen?
Ich sehe keine Veränderungen, nur Oberflächengekräusel.
Was ich sehe? Dass sie die Leine mal kürzer, mal länger lassen. Dass mit großem Hin und Her versucht wird, uns zu verwirren. Dass uns Karotten vor die Nase gehängt werden, denen wir nachjagen sollen. Dass Ängste geschürt werden. Dass Familien gespalten werden. Dass Freundschaften zerbrechen. Dass die meisten Menschen, die ich kenne und treffe, einen hohen Stresslevel haben.
Drei Schritte vor, zwei zurück, Ausfallschritt, einen zur Seite … Ein Tanz ohne feste Schrittfolge. Zu einer Musik, die Rhythmus und Melodie ändert. Unter allem ein tiefer Bass, der Unheil verkündet.
Ja, natürlich ist es richtig: da beschreibt ein Mainstreamjournalist tatsächlich mal die Realität. Da macht ein Politiker den Wendehals und fordert das Gegenteil von dem, was er zuvor wollte. Da tun sich ein paar Ärzte oder Juristen zusammen und verfassen einen öffentlichen Brief. Mainstreamsender greifen Themen auf, die sie zuvor als Fake und unsolidarisch bezeichnet haben.
Tatsächlich kann ich das nicht mehr ernst nehmen. In meinem Erleben geht das seit Beginn der Krise so. Und sogar, wenn ich die Inhalte ernst nähme, die selbsternannten Verkünder von „der anderen Seite“ kann ich nur mit tiefem Misstrauen betrachten. So „leichtgläubig“ ich bis 2020 unserer Politik gegenüber war, aktuell gibt es nichts mehr, was ich einfach so glaube und hinnehme. Zwei Jahre lang wurde die Realität verdreht, die Wahrheit verbogen, wurden Menschen belogen, weggesperrt, geängstigt, körperlich verletzt, getötet …
Es gibt nichts, das aus dieser Ecke kommt und mir auch nur ein Quentschen Vertrauen vermitteln könnte. Ich glaube nicht daran, dass Änderung geschieht ohne Aufdeckung, Eingeständnis, Reue und Leid über schreckliche Fehler, die gemacht wurden.
Menschen ändern sich nicht ohne Betroffenheit. Bewusst gespürte Betroffenheit.
Das wäre Veränderung in der Tiefe. Aus der Tiefe heraus.
All das sehe ich nicht.
Nur Oberflächengekräusel.
Das gilt auch für uns. Es ist wichtig, die Realität wahrzunehmen. Genau hinzuschauen. Was sehe ich? Was nehme ich wahr? Was möchte ich sehen? Was möchte ich nicht sehen? Und ja, deine Realität ist eine andere als meine. Unsere Realitäten sind gefärbt durch unsere Filter, unsere Erfahrungen, unser gelebtes Leben. Und das ist wunderbar so. Es schafft Diversität.
Wenn wir uns unserer Realität nicht stellen, wenn wir glauben bestimmte Muster nicht mehr aushalten, ertragen zu können, wenn wir etwas so sehr wünschen, dass wir Macht ausüben, um es herbei zu zwingen, dann ist das Macht gegen uns, oft auch gegen andere. Wir wiederholen, was uns angetan wurde.
Stattdessen könnten wir, zuerst vielleicht nur eine Zehenspitze, in den Strom des Lebens tauchen. Wir könnten austesten, wie es sich anfühlt, unsere sicheren Muster zu verlassen und uns dem Leben anzuvertrauen. Wir könnten unseren Wunsch nach Sicherheit, unsere Angst vor Ausgrenzung wahrnehmen. Und uns einlassen. Ausprobieren wie es sich anfühlt einen Schritt in die Freiheit zu tun. Die Freiheit in der Gegenwart zu sein und offen auf das zu reagieren, was sich zeigt.
Ja, die Muster und Strategien haben uns Dienste geleistet. Als wir klein waren, haben sie uns geschützt und wir haben vielleicht nicht gemerkt, dass wir diese alten Kleider immer noch tragen. Haben uns an die Spannung über der Brust gewöhnt, der Druck auf der Hüfte ist uns so vertraut, dass wir glauben, er gehöre zu uns.
Das alles gehört zu unseren Realitäten. Wir können nur ändern, was wir bewusst wahrnehmen. Die bewusste Wahrnehmung führt uns zu dem Punkt, an dem wir eine Entscheidung treffen können. Ohne diesen Punkt, diese Unterbrechung, rutschen wir in alte Muster und handeln in vorgeformter Weise. Wir verpassen die Gegenwart. Den einzigen Moment, an dem das Leben sich entfalten kann, an dem wir leben können.
Lasst uns wild und frei und ungezähmt in eine offene und weite Zukunft gehen. Wir sind hier, um das Instrument der Freiheit zu spielen. Ganz und gar und im Moment und aus der Tiefe unseres Seins.
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